Kleines romantisches Wörterbuch

Mittwoch, 20. Oktober 2010 8:56

Heute:     V

Verlieben:     Ah, wie schön ist doch dieser Zustand, der nach den Worten von Oscar Wilde, alle Sünden vergibt. Dieses kribbelige, wibbelige Gefühl, wenn die berühmten Schmetterlinge völlig ohne Fluglotsen umher schwirren, wenn selbst der graueste Himmel in strahlend hellem Blau erscheint, sehnsuchtsvoll die Stunden gezählt werden. Wenn man sich selbst nicht mehr kennt, und sicherheitshalber zwischendurch heimlich einen Blick auf den Personalausweis wirft, ob man noch der gleiche Mensch wie “vorher” ist. Dann, ja dann, sprießen wie von selbst die romantischen Gefühle.

Vogel:     Frei wie ein Vogel sollten bei einem romantischen Treffen die Gefühle und die Fantasie fliegen  und schweben und grenzenlose Höhen erreichen. Singen und Zwitschern nach “Herzens”-lust. Romantik macht frei.

V-Lenzer:    Diese sind im Stadium des Verliebtseins alles andere als faul. Es sind diese geheimen, unerkannt bleiben wollenden Menschen, für die das ganze Jahr über der Lenz die einzige Jahreszeit ist. Der Frühling mit all seinen Facetten: 365 Tage im Jahr.

Vielliebchen:     Ist ein veralteter Begriff für einen doppelten Mandelkern, den zwei Personen gemeinsam essen, wobei sie wetten, wer den andern am nächsten Tag zuerst daran erinnert. Wie romantisch! Und hat nicht auch jede Romantik so einen Hauch von “veraltet”? Vielleicht macht das gerade das Schöne, Unerklärbare und irgendwie auch Geheimnisvolle aus.

Valentinstag:     Ach ja – dieser Tag der Verliebten. Dieser Sponsering-Tag für den Floristen und Konditor. Wo ist die Romantik?    Sicherlich nicht zwischen Ferero-Küsschen und Ferrari-Küsschen: Verliebtsein ist anders!

Vulkan:     Romantische Gefühle sind in aller Regel keine  Feuer speiende Berge, mit welchem Vulkan, der römische Gott des Feuers in Verbindung gebracht wird. Aber brennen sollte es schon, und vor allen Dingen wärmen.

VW:     Wie schön war doch das romantische Erlebnis, wenn die Gefühlskäfer rauf und runter, und man selbst auf den Rücksitz krabbelte – natürlich nur, um den wunderbaren, in das sanfte Licht des Mondscheins gehüllte Sternenhimmel, zu sehen. Bei aller Nostalgie: Hüftgelenkmäßig ist heutzutage auch bei einem noch so großen Wiederholungswunsch äußerste Vorsicht geboten.

Vegetativ:     Stammt aus dem lat. vegetare und bedeutet so viel wie beleben und anreizen – ja, das können romantische Gefühle sehr wohl. Das vegetative Nervensystem ist auch nicht, wie man vermuten könnte, nur bei Vegetariern vorhanden. Dieses Nervensystem, welches dem Einfluss des Bewusstseins entzogen ist, und durch äußere Anlässe, insbesondere und gerade durch romantische Erlebnisse, den Herzschlag, die Atmung und den Blutdruck belebt. Und so macht es auch in einer lauen Nacht, oder am knisternen Kamin Sinn, dem geliebten Gegenüber sanft durch das Haar zu streicheln, seine Hände zu fassen und mit flüsternder Stimme ihm ins Ohr zu hauchen: Wie schön, du gehst mir so was auf die Nerven.

Vanilleeis:     Es kann so romantisch sein, an einem Frühlings- oder Sommerabend  gemeinsam ein Eis zu schlecken. Das muss bei einem Vanilleeis auch nicht unbedingt in einem Van erfolgen.

Vorspiel:     Bedeutet nicht, dass man dem andern etwas vorspielen soll. Auch nicht unbedingt mit der Geige oder dem Klavier. Nein, so spannend kann das romantische Vorspiel sein, da keiner weiß wie und wo das Endspiel stattfindet. Diese “schöne” Unsicherheit in Gesten, Blicken und zufälligen Berührungen, ist einTeil des romantischen Empfindens.

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Kabinettsitzung 14

Dienstag, 19. Oktober 2010 16:05

Es ist nur zu protokollieren, dass  die heutige Kabinettsitzung ausfällt, da der Regierung selbst nichts mehr einfällt.

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Missverständnis

Montag, 18. Oktober 2010 12:07

Es sagt das Schaf zum Rasenmäher: “Mäh”.

Der Rasenmäher sagt beleidigt: “Bäh,

ich will es hier ja nicht verhehlen,

du hast mir gar nichts zu befehlen”.

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Kleines romantisches Wörterbuch

Dienstag, 12. Oktober 2010 17:12

Heute:     U

Umarmung:     Was gibt es Schöneres,  als dieses fühl- und spürbare Geben und Nehmen von Nähe. Dieses bewusste Sich- Fallenlassen in der sicheren Gewissheit, nicht zu fallen.

Unsterblichkeit:     Natürlich wissen wir alle, dass dies eine Fiktion ist. Aber um so schöner ist es doch in romantischen Momenten an die Unsterblichkeit der Liebe zu glauben. Nein, nicht nur glauben: wissen.

Unität:     Ist nicht die in Unwissenheit oder falscher Aussprache gemeinte gehobene Lehranstalt. Vielmehr die durch  die romantische  Begegnung geweckte Sehnsucht nach Einheit zu dem anderen Menschen, mit welchem man Mikro – und Makrokosmos werden möchte. Und wie schön ist es, mit diesem Menschen tagtäglich einen “Tag der Einheit” feiern und zelebrieren zu können.

U-Haft:     Dieses im Grunde genommen negativ besetzte Wort,  gewinnt an verklärtem Glanz,  wenn man es mit romantischem Kranze umrahmt. Es ist ein Gefangen-Nehmen, ein Gefangen-Sein der besonderen Art. Und wie schön ist es, ver-haftet zu sein.

Uhr:     Sie ist ganz sicher ein äußerst überflüssiges und störendes Element einer romantischen Beziehung. Romantik kennt keine Zeit, sie ist zeit-los, aber liebe-voll. Da bleibt nur zu sagen: Uhr- aus.

Unbeschreiblich:     Wie schön, wenn einem angesichts eines romantischen Sturmes die Worte fehlen, geschweige denn die Fähigkeit, diese aufzuschreiben. Es zeigt sich aber, dass hierbei eine gewisse  Problematik entsteht, da die weibliche Spezies in solchen Momenten dazu neigt, “schöne Worte”  hören zu wollen. Wie soll “man” das in der romantischen Sprachlosigkeit lösen?

Unvergesslich:      So sollte  d a s  romantische Erlebnis sein. Um ein weiteres U hier zu verstecken, ein Urknall sollte es sein. Selbst wenn altersbedingt die Vergesslichkeit  sich breit macht – ein Zettelchen dafür ist immer angebracht.

Umwerfend:    Müssen die romantischen Gefühle  sein. Nicht gemeint ist damit, dass er Partner/die Partnerin umfällt oder gleich flach gelegt wird, oder vor lauter Freude mit irgendwelchen Sachen um sich wirft: nein, wenn die Gefühle schon Achterbahn fahren, dann gehört zum i-Tüpfelchen noch dazu, dass sie aus der Bahn geworfen werden.

Übermannen:     Warum nicht auch: überfrauen?

Ulla:     Ulrike, Ursula…..hier schweigt des Autors Höflichkeit.

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Gefühle auf der Flucht

Montag, 11. Oktober 2010 12:05

Wo seid ihr? Warum verlasst ihr mich? Ihr, die mir als Kind die sichere und ruhige Nachtruhe gegeben habt, die mich die neugierige Freude auf den nächsten Tag spüren ließet, und mir ein Schuld-freies Leben geboten habt. Ich weiß, irgendwie habe ich euch nicht gepflegt und gefördert -nein, es war bestimmt kein schönes Zuhause bei mir. Ich glaube, ich habe euch stiefelterlich behandelt, bevormundet, ja manchmal  sogar versteckt. Und dabei war es so  schön, wenn wir miteinander gespielt haben, aufregend und lehrreich, manchmal geradezu umwerfend. Wegen euch konnte ich zeitweise nicht essen, nicht schlafen, nicht denken -  nur spüren, fühlen: Sinnlichkeit.

Dann wurde mir erklärt und ich wurde belehrt,   dass ich durch euch den Begriff “Sinn”lichkeit wohl falsch verstanden habe – es muss alles einen “Sinn” haben. Einen logischen Sinn. Ich wurde zwiegespalten und habe in euer Haus  einen Mitmieter, den Verstand, hinein gelassen. Ich weiß, ihr habt euch nicht vertragen und ich habe sehr darunter gelitten. Insbesondere als ich bemerkte, dass sich der Verstand immer “breiter” machte. Ihr wurdet in die Ecke gedrängt. Manchmal habe ich das  Gefühl (immerhin, so etwas ist noch da!), ich habe euch nur noch Asyl gewährt, obwohl ich doch eure Heimat war.

Bitte kommt zurück! Ich fühle mich so alleine, mir ist so kalt,  die “Wohnung” ist so lieblos ein”gerichtet”. Ich will mit euch die Farben sehen und in mich einlassen, die Sonnenstrahlen fühlen und spüren, wie auch ein kalter Winterabend erwärmend sein kann. Mit euch den Regen auf der Haut spüren, mich mit euch hin-geben,  jetzt und hier und mich  auf den Morgen aber auch auf das Morgen freuen. Ich habe dem Mitmieter gekündigt, und ihn als Dienstboten versetzt. Die Wohnung ist frei, frisch gestrichen, farbenfroh und hell. Lasst uns “sinn”- los  Sinnenhaftes tun.

Beeilt euch bitte – allzu viel Zeit verbleibt mir nicht mehr.

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Kleines romantisches Wörterbuch

Samstag, 2. Oktober 2010 18:29

Heute:     T

Tee:     Tea for Two,  ergibt immer eine romantische Atmosphäre, gerade jetzt in dieser dämmrigen und kühlen Jahreszeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob grüner- oder Mango-Tee, ob im T-shirt, oder beim T-bone-Steak. Ein ti amo wirkt wie ein T-Träger.

Tango:     Tango ist der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens – sagte einst G.B.Shaw. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Tete à Tete:     Wie romantisch,  dieses  vertrauliche “Zusammenstecken” zweier Köpfe. Das vertraute und für Dritte unhörbare Sprechen und Flüstern – nur für uns, auch wenn Tausende um uns herum sind.

Traktor:     Passt nicht unmittelbar in eine romantische Vorstellungswelt. Aber wie sehnsüchtig beschwor einst ein Herr Fierek, dass er seine Resi mit dem Traktor abhole. Und das Bild steigt auf, wie sich diese Resi auf den Traktor schwingt, sie lächeln sich an und im Takt des tok-tok-tok-tok- Dieselmotors schwingen ihre Herzen. Ja,ja, wenn sonst nix da ist, kann auchein Traktor ein Porsche sein.

Tuchfühlung:     Man muss ja bei einer romantischen Begegnung nicht gleich auf`s  oder an`s Tuch gehen. Man muss auch nicht unbedingt durch Fühlen erkunden, ob es sich bei der Bekleidung um Seide, Baumwolle, Siphon -äh Chiffon, genäht oder gestrickt handelt, nein, gemeint ist diese zarte, völlig absichtlich unabsichtliche Berührung im geistigen und im körperlichen Sinne – das ist es.

Tachykordie:     Klingt schrecklich, ist aber letztlich doch die Krönung des romantischen Erlebnisses: wenn die Herzen schneller schlagen (warum das nun unbedingt “schlagen” heißt, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers), und  dann auch noch im gleichen Takt. Ob man dann das so schön schlagende Herz verschenken soll – oder gerade deshalb?

Tandem:     Ein romantisches Beisammen-Sein ist ungefähr wie Tandemfahren. Im Gleichschritt und -tritt. Nur manchmal ist nicht so ganz klar,wer vorne am Lenker sitzt. Aber das ist ja auch gerade das Spannende und Schöne.

Tiffany:     Frühstück bei Tiffany – wer wünscht sich das nicht – diese leidenschaftliche Augenblicke einer Audrey Hepburn. Sinnbildlich für romantische Momente. Es muss aber nicht Tiffany sein – nach einer liebevollen Nacht, kann ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch zu Hause durchaus Tiffany vergessen machen.

Träumen:     Nach den oben stehenden Anregungen überlässt der Verfasser, bis auf die kleine Bemerkung, dass Träumen zur Romantik gehört wie er Docht zur Kerze, iese wunderbare “Tätigkeit” dem jeweiligen Leser.

Tau:     Wie der Morgentau, so frisch, so sanft, so weich,  so sollst du mich berühren und mir Leben geben.

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Kabinettsitzung 13

Montag, 27. September 2010 11:11

Merkel:     Herzlich willkommen zur heutigen Kabinettsitzung. Das waren anstrengende und ereignisreiche Wochen und ich konnte allen zeigen,wie gut ich bin. Man hat mir ja eine sogn. Führungsschwäche vorgeworfen, oder auch, dass ich keine Entscheidungen treffen könne, und keine Visionen vorgeben könne. Hallo? Wie bitte? Ich bin für eine gepflegte Kommunikation. Und was ich sage, müsst ihr nur abnicken – deshalb: Kommu-nick-ation.  Ich  habe in den letzten  Wochen eine richtige Problemliste abgearbeitet und soviel entschieden wie noch nie zuvor. Für heute habe ich entschieden, dass ich  alleine rede und ihr schön zuhört,  nur dann kann das ja was werden.  Schließlich bestimme ich die Richtlinien der Politik – und das sind bei mir nicht nur Linien,  sondern schon Balken. Visionen – natürlich habe ich die, vor allen Dingen die Vision, dass ich in drei Jahren wiedergewählt werde.

So, aber erst zu einem anderem Thema. Guido, herzlichen Glückwunsch zu deiner Hochzeit. Das trifft sich gut, denn wir sind ja praktisch auch so etwas wie verheiratet. Heute genau vor einem Jahr. Weißt du noch, wie glücklich damals Schwarz-Gelb war? Gut, es war mehr eine Ehe auf dem Papier, also auf dem Koalitionspapier, und du Schlingel bist mir da schon mit deinen Steuersenkungen öfter mal fremdgegangen und hast zu sehr auf die hübschen Beine der Wirtschaft geschielt. Egal, da müssen wir durch.

Ich habe dann fast ganz alleine das Sparpaket packen müssen. Es ist zwar nicht viel drin, aber die Verpackung mit den hübschen Schleifchen, die habe ich wunderbar gemacht. Ihr seid aber leider nicht in der Lage, das Paket unters Volk zu bringen. So, dann habe ich den Atomkonsens hergestellt, damit auch an dieser Front Ruhe ist. Ich habe die Brückentechnologie erfunden, und da bin ich ganz stolz darauf. Als Physikerin weiß ich nämlich, wie lang Brücken sein können. Kernspaltung geht vor Haarspalterei. Das muss mal gesagt werden und ich tue das nur, damit das deutsche Volk genug Energie hat, also ich meine, genügend mit Energie versorgt ist. Von euch allen würde ich gerne auch etwas mehr Energie verlangen. Ihr sollt nicht zu sehr an eure eigene Versorgung, sondern mehr an die Energieversorger – äh pardon, Energieversorgung denken. In Deutschland soll es ja schließlich nicht dunkel werden – es gibt ja schon genügend Schwarzarbeiter, Schwarzseher und Schwarzfahrer. Nicht umsonst hat mich die Wirtschaft vor einigen Tagen mit dem “Goldenen Nukleus” ausgezeichnet.

Was haben wir noch? Ich habe nun auch die Gesundheit reformiert. Enlich. Alle Deutschen haben nicht nur einen Anspruch auf Krankheit, vielmehr auch auf ärztliche Betreuung. Das ist doch toll. Und gerade, wenn sich die jungen Menschen auch privat versichern, hebt das doch die Motivation und die Anstrengungen und Leistungsbereitschaft der Ärzte und somit auch das gesamte medizinische Niveau und Knwo-how. Der Vorwurf, ich hätte für die Pharmaindustrie und die Reichen entschieden, ist völlig falsch, denn die Pharmaindustrie war schon immer reich. Und wenn nun jemand mal krank wird, dann kann man das wahrlich nicht der Bundesregierung in die Schuhe schieben. Hinzu kommt ja auch der von mir immer vertretene europäische Gedanke, dass jeder Bürger in einem Mitgliedsland behandelt werden kann – wir tun also indirekt auch unseren Nachbarländern etwas Gutes.

Zum Schluss noch: Hartz4. Das haben wir am Wochenende jetzt wunderbar geregelt. Das Verfassungsgericht hat gerügt, was Rot-Grün uns da eingebrockt hat – wir haben nun mit großen Löffel die Suppe, also äh, fast beseitigt. Transparenz, Nachrechenbarkeit, Statistik – alles da. Sogar erhöht haben wir: 5 Euro. Mehr kann man nicht verlangen -also jedenfalls nicht das Verfassungsgericht. Obwohl, statistisch gesehen, der Beitrag für die Kinder hätte gesenkt werden müssen, haben wir ihn so belassen. das ist eine große Leistung dieser Regierung. Frau v.d. Leyen weiß wovon sie spricht. Mit sieben Kindern liegt sie weit über dem Durchschnitt und kann die Kosten sehr genau berechnen.

Im Wesentlichen war es das…..Frau Schröder, Sie wollen etwas sagen?

Schröder:     Entschuldigen Sie Frau Buneskanzlerin, gerade was die Hartz-Gesetze anbelangt, insebesondere auch die Aufstocker, meinen Sie nicht, dass dies nicht ausreichend und zum Teil unmenschlich ist?

Merkel:     Da gebe ich Ihnen sogar recht. Aber was wollen wir machen? Schauen Sie mal. Selbst ein Großteil der Bundestagsabgeordneten sind ja schon Aufstocker und müssen durch einige Vorstandsposten ihr schmales Einkommen erhöhen, damit sie über die Runden kommen. Und unmenschlich? Ja, es war für mich schon eine fast unmenschliche Anstrengung in den letzten Monaten zu regieren. Aber gut ist, wir haben jetzt alles im Griff, und wenn ihr euch auch so anstrengt wie ich, wird meine Vision dann dochWirklichkeit. Schluss für heute – bis zur nächsten Sitzung.

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Kleines romantisches Wörterbuch

Mittwoch, 22. September 2010 13:08

Heute:     S

Sinfonie:      So wie eine Sinfonie sollte eine romantische Begegnung empfunden werden. Eine Sinn-fonie: der Gleichklang der Sinne, die klingende Aura der beiden Ichs, die nicht hörbare “Musik” der Gefühle. Allerdings besteht eine Sinfonie in der Regel aus vier Sätzen. Im Rausch der Romantik sollten es jedoch schon ein paar mehr sein.

Spannung:     Natürlich ergibt sich in der Erwartung eines romantischen Abends eine Spannung, ein Gespannt-Sein. Wohltuend, erwartungsfroh, nicht unbedingt erwartungsvoll,  sollte es sein. Schön dabei ist, dass einem der Spannungskoeffizient ziemlich egal sein kann.

Sternenreise:     Ist hier nicht im Sinne von “per aspera ad astra” (durch rauhe Pfade zu den Sternen) – zu verstehen,  nein, vielmehr durch das liebevolle Miteinander, die sinnlichen und körperlichen Anziehungskräfte jedwede Gravitation zu überwinden, leicht und beflügelt den Sternen entgegen zu streben, die uns hell und warm empfangen in ihrer Unendlichkeit und doch in ihrem Dasein und uns wie auf wundersame Weise  weich und sanft wieder zur Erde begleiten.

Strand:     Was für ein idealer Platz für Romantik. Nicht unbedingt jedoch um die Mittagszeit. Der Romantiker denkt da mehr an Zeiten eines Sonnenunterganges. Im weichen, warmen, sich den Körpern wie zufällig anschmiegenden Sand, ein kühles Getränk an der Seite begleitet den Feuerball der Sonne, der sich in vereinigender Liebe in dem Horizont verliert. Und in dem schützenden und wärmenden Mantel der Dunkelheit – sollte es man der Sonne nachempfinden.

Schnee:     Scheint nur auf dem ersten Blick ein Gegensatz zu dem vorstehenen Begriff zu sein. Eine Schlittenfahrt in strahlendem Sonnenschein mit wärmender Decke ( sollte allerdings nicht unbedingt im Erkältungskrankheitsfall durchgeführt werden), kann ungemein romantisch sein:

Wer einmal mit der Liebsten sich im Schnee gewälzt,

ist nicht nur nass, dem auch gefällt`s.

Sehnsucht:     Natürlich (siehe Spannung) wirken vorhandene Sehnsuchtsgefühle  sozusagen wie Ass 100 zum gleitenden Durchfluss der romantischen Gefühle, wobei sich diese sehnen und dehnen müssen. Sowohl Alpha- als auch Beta-Blocker sind da völlig fehl am Platz, ebenso Vorstellungen wie “Sehne sucht……”.

Spiritus:     Ist hier das ideale Zusammenspiel von Geist und Gefühlen. Gemeint ist der Hauch, der Atem, der Lebensgeist – weniger der Weingeist, obwohl der hin und wieder auch seinen Beitrag leisten kann.

Seelenmassage:     Das sollte die Romantik bewirken – wechselseitig. “Es” tut gut – nicht mehr und nicht weniger. Wie dümmlich klingen da Wörter wie: Seele baumeln lassen. Dies assoziiert ein Bild als hingen da Seelen an einer Wäscheleine und “baumelten” im Wind. Nein: es ist einfach ein Mehr.

Schalmei:     Dieses wunderbare mittelalterliche Holzinstrument mit den fröhlichen und positiven Klängen. Im romantischen Rausch sollten selbst wummernde Basstöne wie Schalmeien klingen – dann ist der Gipfel der Romantik erreicht. Der Absturz beginnt aber dann sofort, wenn ein Partner meint: Schalmei? Mei, wie schal.

Schreiben:     Nur ein Satz:   Schade, dass kaum noch Liebesbriefe “geschrieben” werden – so mit der Hand und auf Papier. Da muss man drüber nachdenken.

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Mathematik einmal anders

Sonntag, 19. September 2010 13:18

Ich selbst bin ja ein begnadeter Mathematiker und mein Chef weiß das auch sicher zu schätzen – deshalb schickt er mich auch immer wieder zu diesen nicht nur schrecklichen, vielmehr auch schrecklich teuren Wochenend-Seminaren. Die ausgesuchten Hotels gleichen sich wie ein Ei dem andern, smart gekleidete, dynamisch erscheinende Jungmanager und  -innen, von schlank bis vollschlank, strömen mit aller Wichtigkeit des Lebens in einen Graf-August -, Fürst von Trallala- oder sonstwie genannten Saal, um den Worten und Erklärungen des Seminarleiters zu lauschen und für die Firma und die eigene Fort-Bildung zu sorgen, um dann allerdings die eigenen Sorgen abends in der Hotelbar mit vollem Kopf und voller Leber ein wenig zu vergessen.

So auch an diesem Wochenende – Statistikseminar. Alfred, der Seminarleiter, ist mein langjähriger Freund und Mitarbeiter in der gleichen Firma. Ich habe mit ihm die Themen ausgearbeitet. Also setzte ich mich an die Hotelbar, lauschte den von dem Barpianist aus dem Klavier heraus gequetschten Melodien und gab dem Barkeeper in relativ schneller Folge meine Bestellungen auf.

Dann kam sie. Taff- grauer Hosenanzug, kurze blonde Haare, zwischen der den Blick freigebenden Lücke im Jackett ein rotes Etwas, wie eine Kreuzung zwischen Tuch und Krawatte und mein Eindrucks-Scanning bezüglich des Alters ergab ein Ergebnis von “um die Mitte Dreißig”. Na, auch keine Lust mehr, waren ihre ersten Worte, und dabei versuchte sie den Barhocker näher an die Theke zu rücken. Vergeblich – der ist festgeschraubt, sagte ich, da müssen Sie sich eben etwas nach vorne beugen. Ein Wodka-Lemmon forderte sie sodann vom Barkeeper.  Das tue ich mir nicht länger an, diese Mathematik, das brauche ich doch nun wirklich nicht. Naja, sagte ich, ich kenne das schon alles und lebe eben mit der Mathematik, und halte sie für sehr wichtig, wobei ich nicht umhin kam, mir Gedanken über den Rauminhalt ihres Oberkörpers und die damit verbundenen Proportionen zu machen. Offensichtlich bemerkte sie dies und meinte, machen Sie jetzt gerade eine Kurvendiskussion? Ich fühlte mich ertappt und stotterte, nicht direkt, mehr nur tangential, wegen der zwei Berührungspunkte. Ich bin berührt, erwiderte sie und gab noch eine Bestellung auf. Die Zwei, wenn wir schon dabei sind, ist das nun eine rationale oder irrationale Zahl. Das kann man so nicht beantworten, also d i e  zwei, das kann schon mal vom Rationalen zum Irrationalen führen. Gerade, weil Proportion eine Gleichung zwischen Verhältnissen ist. Haben Sie ein Verhältnis, fragte sie mich unvermittelt. Nein, um Gottes Willen, das würde völlig meinen Determinanten widersprechen. Was für Tanten? Sie sehen mehr danach aus, als würden Sie nicht gerade auf Tanten stehen, grinste sie und gab dabei eine weitere Bestellung auf, mit der Bemerkung, mir auch einen Wodka-Lemmon zu servieren. Ich bedankte mich artig und sagte, ich müsse nun in dieser Situation zu einem Algorithmus greifen. Sie prostete mir zu und meinte, dass Greifen im Rhythmus manchmal ganz gut täte. Und ein Algenbad sei der Haut sehr förderlich. Nein, sagte ich nun doch etwas belehrend, Algorithmus sei ein Verfahren zur Lösung eines Problems in endlich vielen Schritten. Na, sag` ich doch, erwiderte sie, viele kleine Schritte ergeben  einen Loga-Rhythmus. Hauptsache Rhythmus. Das heißt nicht Logarhythmus, sondern Logarithmus, und dann prostete ich ihr zu und ergänzte, ein Logarithmus ist ein Rechnen mit Potenzen. Das  müssen Sie mir nicht sagen, zischte sie, ich rechne eigentlich bei jedem Mann mit Potenz. Manchmal sogar hoch drei – und dann fing sie an lauthals zu lachen. Gut,war der, nicht wahr. Ja, aber wissen Sie, beim Logarithmus wird immer der Potenzwert oder der Exponent gesucht. Ich suche nicht mehr meinen Ex, und dessen Potenz schon gar nicht, warf sie trotzig ein. Haben Sie mit Ihrem Ex gebrochen, fragte ich neugierig. Ja, und wie, sagte sie, Sie wissen das doch als Mathematiker, die Wurzel allen Übels ist eine Potenz mit einer gebrochenen Hochzahl. Stimmt, stimmte ich ihr zu, und bei einem Bruch zählt immer der Zähler und der Zähler eines Bruches ist die Hochzahl des Radikanten. Radikal, wie Sie das sehen, flüsterte sie und berührte dabei wie zufällig meine Hand.

Ok, sagte ich, lassen Sie uns noch ein Glas bestellen, irgendwie ist Mathematik auch nicht so das Wahre und es gibt bestimmt noch was Schöneres – ein langer Abend wurde es trotzdem……..

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Grüß Gott, Herr Sarrazin

Freitag, 17. September 2010 23:04

Wie bitte – Deutschland schafft sich ab? Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen scheint ja kaum noch jemand zu schaffen, geschweige denn sich abzuschaffen – allenfalls samstags beim Bau des Einfamilienhauses. Aber, dass muss man sagen, dass Gute an diesem Buch ist in der Tat die Marketingstrategie – mit erheblichem Vorschuss und weniger Vorschusslorbeeren. Und ob der Herr Sarrazin sich als Bundesbanker abgeschafft hat, kann der normale Bürger nicht nicht beurteilen, aber nun hat er sich  in dieser Position selbst abgeschafft.

Da hat sich der Heinrich Heine in seinen Nachtgedanken bereits 1844 mit “Denk ich an Deutschland in der Nacht….”  doch ein paar subtilere Gedanken gemacht – aber da gab es ja auch noch kein Marketing zum Buchverkauf.

Immerhin:  Gerade ist die vom Volk gewählte Bundesregierung ja auch dabei, sich abzuschaffen, schweißgebadet und redlich bemüht – so rum und so rum. Aber: Wo ist die Zukunft, wo  sind die Visionen, wo die Ziele, wo die Wege?

Mein Titel:  Deutschland schlafft  sich ab.

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