Kleines romantisches Wörterbuch
Mittwoch, 20. Oktober 2010 8:56
Heute: V
Verlieben: Ah, wie schön ist doch dieser Zustand, der nach den Worten von Oscar Wilde, alle Sünden vergibt. Dieses kribbelige, wibbelige Gefühl, wenn die berühmten Schmetterlinge völlig ohne Fluglotsen umher schwirren, wenn selbst der graueste Himmel in strahlend hellem Blau erscheint, sehnsuchtsvoll die Stunden gezählt werden. Wenn man sich selbst nicht mehr kennt, und sicherheitshalber zwischendurch heimlich einen Blick auf den Personalausweis wirft, ob man noch der gleiche Mensch wie “vorher” ist. Dann, ja dann, sprießen wie von selbst die romantischen Gefühle.
Vogel: Frei wie ein Vogel sollten bei einem romantischen Treffen die Gefühle und die Fantasie fliegen und schweben und grenzenlose Höhen erreichen. Singen und Zwitschern nach “Herzens”-lust. Romantik macht frei.
V-Lenzer: Diese sind im Stadium des Verliebtseins alles andere als faul. Es sind diese geheimen, unerkannt bleiben wollenden Menschen, für die das ganze Jahr über der Lenz die einzige Jahreszeit ist. Der Frühling mit all seinen Facetten: 365 Tage im Jahr.
Vielliebchen: Ist ein veralteter Begriff für einen doppelten Mandelkern, den zwei Personen gemeinsam essen, wobei sie wetten, wer den andern am nächsten Tag zuerst daran erinnert. Wie romantisch! Und hat nicht auch jede Romantik so einen Hauch von “veraltet”? Vielleicht macht das gerade das Schöne, Unerklärbare und irgendwie auch Geheimnisvolle aus.
Valentinstag: Ach ja – dieser Tag der Verliebten. Dieser Sponsering-Tag für den Floristen und Konditor. Wo ist die Romantik? Sicherlich nicht zwischen Ferero-Küsschen und Ferrari-Küsschen: Verliebtsein ist anders!
Vulkan: Romantische Gefühle sind in aller Regel keine Feuer speiende Berge, mit welchem Vulkan, der römische Gott des Feuers in Verbindung gebracht wird. Aber brennen sollte es schon, und vor allen Dingen wärmen.
VW: Wie schön war doch das romantische Erlebnis, wenn die Gefühlskäfer rauf und runter, und man selbst auf den Rücksitz krabbelte – natürlich nur, um den wunderbaren, in das sanfte Licht des Mondscheins gehüllte Sternenhimmel, zu sehen. Bei aller Nostalgie: Hüftgelenkmäßig ist heutzutage auch bei einem noch so großen Wiederholungswunsch äußerste Vorsicht geboten.
Vegetativ: Stammt aus dem lat. vegetare und bedeutet so viel wie beleben und anreizen – ja, das können romantische Gefühle sehr wohl. Das vegetative Nervensystem ist auch nicht, wie man vermuten könnte, nur bei Vegetariern vorhanden. Dieses Nervensystem, welches dem Einfluss des Bewusstseins entzogen ist, und durch äußere Anlässe, insbesondere und gerade durch romantische Erlebnisse, den Herzschlag, die Atmung und den Blutdruck belebt. Und so macht es auch in einer lauen Nacht, oder am knisternen Kamin Sinn, dem geliebten Gegenüber sanft durch das Haar zu streicheln, seine Hände zu fassen und mit flüsternder Stimme ihm ins Ohr zu hauchen: Wie schön, du gehst mir so was auf die Nerven.
Vanilleeis: Es kann so romantisch sein, an einem Frühlings- oder Sommerabend gemeinsam ein Eis zu schlecken. Das muss bei einem Vanilleeis auch nicht unbedingt in einem Van erfolgen.
Vorspiel: Bedeutet nicht, dass man dem andern etwas vorspielen soll. Auch nicht unbedingt mit der Geige oder dem Klavier. Nein, so spannend kann das romantische Vorspiel sein, da keiner weiß wie und wo das Endspiel stattfindet. Diese “schöne” Unsicherheit in Gesten, Blicken und zufälligen Berührungen, ist einTeil des romantischen Empfindens.