Kabinettsitzung 13

Merkel:     Herzlich willkommen zur heutigen Kabinettsitzung. Das waren anstrengende und ereignisreiche Wochen und ich konnte allen zeigen,wie gut ich bin. Man hat mir ja eine sogn. Führungsschwäche vorgeworfen, oder auch, dass ich keine Entscheidungen treffen könne, und keine Visionen vorgeben könne. Hallo? Wie bitte? Ich bin für eine gepflegte Kommunikation. Und was ich sage, müsst ihr nur abnicken – deshalb: Kommu-nick-ation.  Ich  habe in den letzten  Wochen eine richtige Problemliste abgearbeitet und soviel entschieden wie noch nie zuvor. Für heute habe ich entschieden, dass ich  alleine rede und ihr schön zuhört,  nur dann kann das ja was werden.  Schließlich bestimme ich die Richtlinien der Politik – und das sind bei mir nicht nur Linien,  sondern schon Balken. Visionen – natürlich habe ich die, vor allen Dingen die Vision, dass ich in drei Jahren wiedergewählt werde.

So, aber erst zu einem anderem Thema. Guido, herzlichen Glückwunsch zu deiner Hochzeit. Das trifft sich gut, denn wir sind ja praktisch auch so etwas wie verheiratet. Heute genau vor einem Jahr. Weißt du noch, wie glücklich damals Schwarz-Gelb war? Gut, es war mehr eine Ehe auf dem Papier, also auf dem Koalitionspapier, und du Schlingel bist mir da schon mit deinen Steuersenkungen öfter mal fremdgegangen und hast zu sehr auf die hübschen Beine der Wirtschaft geschielt. Egal, da müssen wir durch.

Ich habe dann fast ganz alleine das Sparpaket packen müssen. Es ist zwar nicht viel drin, aber die Verpackung mit den hübschen Schleifchen, die habe ich wunderbar gemacht. Ihr seid aber leider nicht in der Lage, das Paket unters Volk zu bringen. So, dann habe ich den Atomkonsens hergestellt, damit auch an dieser Front Ruhe ist. Ich habe die Brückentechnologie erfunden, und da bin ich ganz stolz darauf. Als Physikerin weiß ich nämlich, wie lang Brücken sein können. Kernspaltung geht vor Haarspalterei. Das muss mal gesagt werden und ich tue das nur, damit das deutsche Volk genug Energie hat, also ich meine, genügend mit Energie versorgt ist. Von euch allen würde ich gerne auch etwas mehr Energie verlangen. Ihr sollt nicht zu sehr an eure eigene Versorgung, sondern mehr an die Energieversorger – äh pardon, Energieversorgung denken. In Deutschland soll es ja schließlich nicht dunkel werden – es gibt ja schon genügend Schwarzarbeiter, Schwarzseher und Schwarzfahrer. Nicht umsonst hat mich die Wirtschaft vor einigen Tagen mit dem “Goldenen Nukleus” ausgezeichnet.

Was haben wir noch? Ich habe nun auch die Gesundheit reformiert. Enlich. Alle Deutschen haben nicht nur einen Anspruch auf Krankheit, vielmehr auch auf ärztliche Betreuung. Das ist doch toll. Und gerade, wenn sich die jungen Menschen auch privat versichern, hebt das doch die Motivation und die Anstrengungen und Leistungsbereitschaft der Ärzte und somit auch das gesamte medizinische Niveau und Knwo-how. Der Vorwurf, ich hätte für die Pharmaindustrie und die Reichen entschieden, ist völlig falsch, denn die Pharmaindustrie war schon immer reich. Und wenn nun jemand mal krank wird, dann kann man das wahrlich nicht der Bundesregierung in die Schuhe schieben. Hinzu kommt ja auch der von mir immer vertretene europäische Gedanke, dass jeder Bürger in einem Mitgliedsland behandelt werden kann – wir tun also indirekt auch unseren Nachbarländern etwas Gutes.

Zum Schluss noch: Hartz4. Das haben wir am Wochenende jetzt wunderbar geregelt. Das Verfassungsgericht hat gerügt, was Rot-Grün uns da eingebrockt hat – wir haben nun mit großen Löffel die Suppe, also äh, fast beseitigt. Transparenz, Nachrechenbarkeit, Statistik – alles da. Sogar erhöht haben wir: 5 Euro. Mehr kann man nicht verlangen -also jedenfalls nicht das Verfassungsgericht. Obwohl, statistisch gesehen, der Beitrag für die Kinder hätte gesenkt werden müssen, haben wir ihn so belassen. das ist eine große Leistung dieser Regierung. Frau v.d. Leyen weiß wovon sie spricht. Mit sieben Kindern liegt sie weit über dem Durchschnitt und kann die Kosten sehr genau berechnen.

Im Wesentlichen war es das…..Frau Schröder, Sie wollen etwas sagen?

Schröder:     Entschuldigen Sie Frau Buneskanzlerin, gerade was die Hartz-Gesetze anbelangt, insebesondere auch die Aufstocker, meinen Sie nicht, dass dies nicht ausreichend und zum Teil unmenschlich ist?

Merkel:     Da gebe ich Ihnen sogar recht. Aber was wollen wir machen? Schauen Sie mal. Selbst ein Großteil der Bundestagsabgeordneten sind ja schon Aufstocker und müssen durch einige Vorstandsposten ihr schmales Einkommen erhöhen, damit sie über die Runden kommen. Und unmenschlich? Ja, es war für mich schon eine fast unmenschliche Anstrengung in den letzten Monaten zu regieren. Aber gut ist, wir haben jetzt alles im Griff, und wenn ihr euch auch so anstrengt wie ich, wird meine Vision dann dochWirklichkeit. Schluss für heute – bis zur nächsten Sitzung.

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Datum: Montag, 27. September 2010 11:11
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Ein Kommentar

  1. 1

    köstlich,köstlich jede zeile
    alles schön reden und die nickaktion einführen
    herrlich….

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