Mittwoch, 13. Januar 2010 12:26
Gerade die Deutschen, so scheint es jedenfalls, ob Winter- oder Sommermärchen, sind in vielen Bereichen weltmeisterlich – auch im Jammern, und zwar auf hohem Niveau. Sie baden gerne in Selbstmitleid – für manche sogar ein Schaumbad. Heulen und Wehklagen. Und Frauen haben da den Männern einiges voraus – die Heulsuse. Oder schon mal was von einem Heulheinrich gehört? Vielleicht ist die Heulsuse aber auch geschlechtsneutral – da Männer zwar auch ganz gut jammern können, aber nicht so “öffentlich” – lieber mal bei Mutti, kann aber auch germe mal die junge Krankenschwester sein.
Interessant ist auch, dass das Wort “jammern” keine von einem Wortstamm geprägte Herkunft hat – vielmehr entstammt es aus einer Wortmalerei, Töne, Laute in ein Wort umgesetzt.
Immer ich, keiner versteht mich, nicht einmal mein Partner, niemand liebt mich, immer habe ich Pech – die Palette ließe sich in alle Bereiche des Lebens ausdehnen. Ob Wichtiges oder Kleinigkeiten: gejammert wird immer. Warum? Und vor allen Dingen, hilft es denn?
Sicherlich gibt es Gründe: bei Schmerzen zum Beispiel, da kann es wie ein Ventil wirken. Doch bei der überwiegenden Jammerei scheint es nichts anderes zu sein, als ein Winseln nach Zuwendung, Aufmerksamkeit und Trost. Vielleicht entsteht ja auch, wenn zwei oder mehrere Jammerer zusammen jammern, so eine Art Gemeinschaftsgefühl. Aus vielen Lappen kann ja auch eine große Decke werden, die dann so schön wärmen kann. Ein wenig jammern, aber ja nicht zu laut klagen, das wiederum wird in der Gesellschaft nicht so gerne gesehen, d.h. besser: gehört.
Gemeinsam haben die Jammerer aber, dass sie letztlich gar nichts ändern wollen, es ist ein Ausdruck von Selbstmitleid, statt die Perspektive einmal zu wechseln und die Dinge bunter zu sehen und leichter zu nehmen.
Aber, mal kurz und knapp und vor allen Dingen bewusst jammern, so wie ein tiefer Seufzer, kann durchaus hilfreich sein. Es zeigt, ich muss was ändern, oder einfach: ja, so bin ich.
Nun aber genug gejammert, raus aus den Tälern, rauf auf den Berg. Von dort hat man eine wunderschöne Aussicht.