Treue-Punkte
Benny, sage ich zu meinem Golden Retriever, der mir heute Morgen während des Zeitungslesens durch einfaches Hinlegen so wunderbar die Füße gewärmt hat, Benny, ich muss jetzt einkaufen gehen. Vorräte sind nicht dazu da, um zu raten was noch da ist, sondern sie sollten die Schublade und den Kühlschrank beleben, und wenn nichts mehr da ist, hilft auch das schönste Ratespiel nicht. Irgendwie schien er den – noch nicht vorhanden – Braten gerochen zu haben und begleitete mich bis zur Tür.
So suchte ich wieder einmal den Discounter meines Vertrauens auf, nicht ohne jedoch – altersadäquat – die zu besorgenden Dinge auf einem Einkaufszettel urkundlich festgehalten zu haben und in dem sicheren Wissen, diesen auch mitzuführen.
Unter Abarbeitung dieser to-find-Liste, wanderten dann die wohlgeordnet an ihrem Regalplatz stehenden Dinge in die Unordnung des Einkaufswagens. Diesen bewegte ich sodann schritt- und schubweise in Richtung Kasse, wobei ich mich wiederum – so wie immer und mit trefflicher Sicherheit – in die “falsche Schlange” einreihte. Genügend Zeit jedoch, um verwundert festzustellen, was Menschen denn so alles einkaufen. Schließlich legte ich alles ordentlich auf das Laufband – scannen, zahlen. Nachdem mir die in strahlendem Weiß bekittelte junge Verkäuferin mit ihren nagelstudio frischen Händen das Rückgeld gegeben hatte, drehte sie mir zu meiner völligen Überraschung ihren Kopf zu, lächelte mich an und sagte: Sammeln Sie Treuepunkte? Häh? Wen? Na, die Treuepunkte. Wozu? Na, für den Einkauf. Danke, nein, sagte ich und da mir nichts Besseres einfiel, witzelte ich, ich könne nicht treu sein, und wir beide würden uns doch überhaupt nicht kennen………
Einige Sachen, die ich beim Vertrauensdiscounter nicht gefunden hatte, wollte ich mir dann noch bei der gegenüber liegenden Konkurrenz besorgen. Ich war auch schnell an der Kasse, als mich bei bereits gezückter Geldbörse die Frage der Kassierein in voller Breitseite traf: Wollen Sie Treueherzen? Wie jetzt? Herzen statt Punkte? Treueherzen klingt irgendwie menschlicher, ging es mir durch den Kopf und dennoch hörte ich mich sagen, so viele Herzen pflastern bereits meinen Weg, ich möchte kein Herz mehr brechen – herzlichen Dank – oder so ähnlich jedenfalls war das Gestottere.
Auf der Rückfahrt ging mir das mit den Punkten und Herzen aber nicht mehr aus dem Kopf. Wie ist das mit der Treue? Wozu ist sie gut? Treue als “Bindungs”mittel? Treue wird be”lohnt” – bezahlte Treue? Treue, was für ein schönes Wort – wie oft schon wurde ewige Treue gar geschworen – und doch so verlogen. Wohin hat manch eine Treue schon geführt: zu Depressionen und Abhängigkeit bis hin zur Selbstverleugnung. Treue zum Vaterland, zur Partei, zum Verein: Auswirkungen bekannt. Treue – ein subtiles Instrument der Macht?
Angekommen zu Hause. Ausräumen, einräumen. Benny freute sich, wedelte mit dem Schwanz, strich mir um die Beine. Hier, Benny, für dich. Geschafft. Nun sitze ich im Sessel, lese meine Zeitung weiter und Benny liegt vor mir – zufrieden. Ich schaue ihn an. Er mich. Ich habe den Eindruck, mit richtig treuen Augen – und er denkt sich sicher gar nichts dabei………………..
Mittwoch, 16. Dezember 2009 23:15
Treue kommt von trauen, sprich von Vertrauen. Das wichtigste für Treue sind demzufolge Ehrlichkeit und Offenheit, denn nur das schafft Vertrauen. Wer ist also treu? Wer sich und seinen Partner belügt und damit die Beziehung “rettet” oder wer offen mit seinem Partner über Probleme redet und evtl. auch weitere Beziehungen (parallel) eingeht, um so einen Ausgleich zu schaffen und die Liebe zu erhalten? Dieses Beispiel läßt sich auch für andere Bereiche des Lebens anwenden. Punkte und Herzchen für Treue? Oh je, da würden viele Menschen komplett leerausgehen. Die geb ich mir lieber selber, denn ich bin mir treu!