Beitrags-Archiv für die Kategory 'Allgemein'

Nomen-Klatur

Sonntag, 8. Januar 2012 16:28

Bald ist es soweit – im Frühjahr. Da – wie es so schön heißt – vollendet schon wieder jemand sein 60. Lebensjahr. Sozusagen das Aufnahmedatum für den Eintritt in den Club der Erfahrenen, der Weisen, oder gar der Erleuchteten. Ich selbst habe diesen Übertritt ja bereits hinter mir, wobei das mit der Erleuchtung noch nicht so ganz funktioniert, was aber im Zeitalter der Sparlampen nicht verwunderlich ist und wohl einer immer längeren Anlaufzeit bedarf. Von liebevoll bis direkt erhält man hin und wieder ein mündliches Testat darüber, dass eine gewisse Unterbelichtung vorhanden sei, die sicherlich nicht mit einer 20 Watt Birne zu beheben sei.

Egal, Erika, das ist die Frau meines Studienfreundes Bernd, wird auch bald 60. Nun, ich weiß nicht warum, aber bei der Gelegenheit, fiel mir auf, dass viele – vielleicht sogar die Mehrheit der weiblichen Vornamen mit a enden. Erika! Gut bei Bernd ist es relativ einfach. Er ist ein ganz lieber Kerl, kümmert sich rührend um seine Erika, ein wenig zottelig und immer ein Fäßchen in der Nähe. Ein Bernhar-Diener also.

Erika, Laura, Pia, Sahra, Christina, Katherina, Anna, Katja, Petra, Helga, Vanessa, etc – man kann sie gar nicht alle aufzählen. Nicht dass der Verdacht aufkomme, ich würde sie alle kennen, nein, mich interessiert mehr das a. Gut, klingt melodisch. Und Namen, sowohl Vornamen entstanden in den Frühzeiten, durch Orte, Berufe, Heilige, Götter oder einfach Zufälle. Und dann ist da, so glaube ich wenigstens der “östliche Einfluss”. Dort bestimmt häufig der Name des Mannes zunächst “das Ganze” und endet  in aller Regel mit einem i oder y. Sabowaski, Domakowski, Paczynsky usw. Geht es um die Frauen, so wird ganz einfach das i durch ein a ersetzt – und man weiß: aha, Frau! Und da vermute ich mal einen Zusammenhang auch zwischen den weiblichen Vornamen, die allerdings dann nach dem Mittelalter die ersten emanzipatorischen Verläufe nahmen: Hildegard, Adelgunde, Gabriele…………….

Zurück zu Erika. Im Mittelhochdeutschen bedeutet es die Gerechte, die das Recht einhaltende – und so ist sie auch: passt. Aber unabhängig davon, dass Sabine ein Frauenzimmer war, werden einige Vornamen auch stets mit der Musik verbunden. Hunderte von Schlagern besingen wunderbare Vornamen. Nehmen wir mal Monika. Die hl. Monika war ja die Mutter vom hl. Augustinus. Augustinus von Hippo!! Aufgemerkt – der erste Hipp Hopper, da war schon Musik drin. Und so was zieht sich durch die gesamte Geschichte. Musikalisch präsentiert sich noch heute die Monika in der Ziehharmonika. Viele psychologische und philosophische Ratgebungen und Lebensbeichten hat sie uns gegeben, als einst ein blonder Jüngling sein Leben als Junge mit der munter Monka besang.

Soweit so gut, ich selbst heiße Hans Josef und freue mich auf den Geburtstag von Erika.

 

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Träume

Dienstag, 3. Januar 2012 13:35

 
Lass uns in Träumen schwelgen,
im Schaumbad der Gedanken,
bevor dahin sie welken,
und Leben zeigt uns unsre Schranken.

Sie sind ein Antrieb und Motor
fast immer gut, nur selten böse.
sie bewahren uns davor,
vor Lärm und auch Getöse.

Lass sie uns pflegen und auch hegen,
wachsen und auch blühen,
lass uns erkennen ihren Segen,
auch ihre Schwestern – Phantasien.

Mit Träumen leben, nach Zielen streben,
Spaziergang in dem Träumegarten,
in Gedanken schweben,
bis zur Erfüllung warten.

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Kinder, Kinder

Dienstag, 3. Januar 2012 13:34

 

 
Ich hatte mich so gefreut: Mein Sohn (30) hatte sich zum Weihnachtsbesuch bei mir angesagt. Seit Jahren konnten wir nun das Weihnachtsfest gemeinsam verbringen. Ich bin ziemlich fertig, hatte er bei dieser Ankündigung noch gesagt, und muss unbedingt mal ne Pause einlegen. Ist doch kein Problem, kündigte ich nun meinerseits an, Bett und Couch und Kasten Bier stehen jederzeit zur Verfügung. Kommt denn Pia auch mit, war meine ergänzende Frage. Also Pia ist seine Lebensgefährtin, mit der er seit einiger Zeit zusammen lebt, und mein Sohn ist, das muss ich noch erklären, so das, was man als Jungmanager versteht – in der IT-Branche, also irgendwas mit Computer. Er hat, das muss ich ihm lassen, schon zig-mal den Versuch unternommen, mir zu erklären, was er eigentlich so “macht” – bis er es aufgegeben hat mit dem Satz: Papa, es geht mir gut.
Nee, Pia kommt eher nicht, sie muss im Januar ihre Diplomarbeit abgeben und ist im Moment ziemlich verpeilt deswegen. Mensch Junge, sagt ich noch – und fand mich furchtbar witzig – wir Männer haben doch unsere Peilstäbe, also bring sie doch mit.
Er fand das gar nicht so witzig, und kam alleine. Es war eine wirklich schöne Zeit und schöne Tage bei mir, sofern ich ihn gesehen habe. Schlaf ist ja an und für sich gesund – aber soviel Schlaf?
Nun denn, an einem Nachmittag “zwischen den Jahren” fand ich ihn lesend auf der Couch und machte den -wirtschftlich – sicher guten Vorschlag, gemeinsam die Garage aufzuräumen, wir sollten die Regale mal umstellen.
Wieso wir, kam die Frage wie ein Bungee-Seil zurück. Weil die so schwer sind, war die eigentlich logische Antwort von mir. Mein Sohn verließ die Liegeposition, schaute mich an und sagte, Papa, ich weiß ja, dass du Rentner oder so was bist, ich mache aber zur Zeit, und das hat mir mein Psychiater und meine Firma empfohlen, work-life-balance. Häh? WAs ist das denn – kenne nur den world-life-fund. Papa, das ist der Ausgleich zwischen Leben und Arbeit. Ja, ist ja schön, sagte ich, so was kann nur vom Arbeitgeber kommen. Schau mal, beim Regalerücken, das kann doch auch ein Leben sein. Ja, sagte mein Sohn, ist aber anstrengend. Das stimmt, murmelte ich, scheiß Leben, immer anstrengend. Meine Mutter, erklärte ich ihm noch, hat immer gesagt, wenn ich denn mal so faul darum lag, du sollst dem lieben Gott nicht den Tag stehlen.
Ach Papa, kann es sein, dass du alt wirst, waren dann seine Worte, als er sich wieder in die Liegeposition begab. Die Regale habe ich aber dann doch umgeräumt.

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Die Liiiiiebe

Dienstag, 3. Januar 2012 13:34

Nein, wie ist die schön, die Liebe. Immer steht sie doch im Mittelpunkt
des Lebens. Die Liebe – wie es scheint, gibt es sie allerdings nicht im
Plural, eben, weil einzigartig. Aber verschiedene Arten von Liebe(n)
gibt es wohl doch. Also da ist zunächst die ewige Liebe. Häufig wird sie
gar geschworen (möchte nicht wissen, wieviele Meineide da so….)
Die große Liebe (im Kleinformat ist sie nirgendwo im Handel), die wahre
Liebe, die leuchtende Liebe, die immerwährende Liebe, die einzige Liebe, die lebenslängliche, die unendliche, die, die,die….Liebe, ist aber auch, das wird häufig übersehen, äußerst gefährlich. Ja,
keiner denkt daran.Viele Gefahren und Nebenwirkungen. Da steht sie plötzlich dir, ohne ein Wort zu sagen und erschlägt dich – einfach so halleluja – aus die Maus. Oder sie überfällt uns,heimtückisch, macht dich wehrlos, fesselt dich
und raubt dir die Sinne. Also, bitte, nach dem Strafgesetzbuch steht da
eine Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren.
Nicht nur das, sie schlägt ein wie ein Blitz und lässt die Herzen
brennen – geh du danach mit einer Schadensmeldung zu deinem
Versicherungsverter. Der schaut dich dann ganz schön dumm an.
Was stellt sie denn noch an. Sie macht blind. Na Mahlzeit. Mit Binde und
Stock wird man auch nicht zwangsläufig attraktiver.
Und vor allen Dingen: die Wissenschaft hat heraus gefunden, dass man
psychisch völlig unzurechnungsfähig, unberechenbar, manchmal gar bessen ist. Manch ein
Hausarzt steht vor der FRage: einweisen oder nicht.
Vorsicht bei Polizeikontrollen: Unter keinen Umständen den Wachtmeister
mit einen strahlenden Lächeln erklären, ach Gott, was bin ich so
verliebt – du bist berauscht, trunken, stehst unter Drogen. fahruntüchtig. Der Führerschein ist für mindestens
zwei Monate weg. Manche sollen sogar von der Droge abhängig werden. Wenn du der Polizei auf Nachfrage den Dealer/Dealerin nennst, hast du vielleicht die Chance in ein Liebes-Schutzprogramm aufgenommen zu werden.
Und besonders die Frauen, nee,nee. Schmetterlinge haben sie im Bauch,
und was für welche – summ summ – und manche mutieren sogar in kürzester
Zeit gar zu Hubschraubern – brumm brumm.
Schmetterlinge – wie toll. Und dann sitzt du mit deiner
Schmetterlinggefüllten Freundin auf der Couch, die großen Tiere summen
ständig rauf und runter und dann läuft da eine kleine unschuldige Spinne
am Tischbein vorbei – und laut schreiend ist dann Feierabend mit der
Tierfreundschaft…………..

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Hi Leute

Dienstag, 3. Januar 2012 13:13

Lang, lang ist es her, dass ich gebloggt habe – oder heißt es geblöckt habe? Ein Jahr ist vergangen, ein Jahr mit vielen Schmezen und Ängsten, ein Jahr, das, wenn es möglich wäre, man am liebsten streichen würde. Aber – da hilft auch keine Löschtaste. Nun lernen wir ja aus dem Leben, dass auch scheinbar negative Dinge ihre “Berechtigung” oder gar ihren Sinn haben – ich stehe dem aufgeschlossen gegenüber: erschlossen hat es sich mir noch nicht. Kommt vielleicht noch.

Also: hin und wieder mal reingucken – ein paar schon geschriebene Artikel werde ich gleich “reinsetzen” – und dann wünsche ich mir selbst,

dass es “fließen” möge

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Ich bin ein AKW

Freitag, 3. Juni 2011 11:52

  • Versorger bin ich seit langer  Zeit. Wärme und Energie habe ich ins Haus gebracht  – für ein geringes gebührliches Verhalten. Und jetzt so was: Abschalten wollen sie mich – großzügig unter Gewährung einer Restlaufzeit, wobei das Ende des eigentlichen  Abschaltvorganges noch offen ist. Dabei haben mir die ärztlichen Kapazitäten doch ausdrücklich das Laufen empfohlen: für meine Empfindlichkeit sei es ein außerordentlicher Gewinn und alle Körperschaften, die damit zu tun haben sprechen dafür.

    Aber alles hätte auch ein Ende, wird mir mit strahlendem Lächeln erklärt und ich weiß, dass selbst die Asse der Asse meine sozialverträgliche Endlagerung schon programmiert haben. Was für ein bescheidenes (Gor-)Leben bleibt mir noch da?

    Meine geriatrische Behandlung bringt den Versorgern noch täglich eine Million Gewinn und man erlärte mir, mein neues Hüftgelenk sei derzeit geradezu ein Hüpfgelenk im Vergleich zu anderen Energien. Und damit ich nicht darunter leide, wenn einmal die Lichter ausgehen, sei es die beste Therapie, vorab schon mal Sand in die Augen zu streuen.

    Ich weiß, eine endgültige Stilllegung wird sich nicht umgehen lassen. Alle drängen mich, ein ordentliches Testament zu machen – sie haben ja Recht damit. Aber ich selbst kann mich dazu noch nicht  entschließen. Auf der anderen Seite: so als trommelndes Duracell-Männchen möchte ich auch nicht enden.

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Seit ich dich kenne

Montag, 23. Mai 2011 20:09

Seit ich dich kenne,
kenne ich mich nicht mehr.
seit ich dich kenne,
werd`ich getragen wie Wogen im Meer.

Seit ich dich kenne,
quillt Leben in mir,
alles macht Sinn und Freude
mit dir.

Seit ich dich kenne,
geht alles so leicht,
unendlich schwebend,
in Gefühlen selbst der Horizont: er weicht.

Seit ich dich kenne,
fallen keine Blätter her,
sie werden nur vom Wind getragen.
Es gibt kein Unten und kein Oben mehr.

Seit ich dich kenne,
singt der Wind,
und Regen perlt und fruchtet
gebiert in mir ein neues Kind.

Seit ich dich kenne:
die Welt ist hell und voller Farben,
Die Zeit bleibt steh`n  und fließt zugleich.
Du lässt vergessen alle Narben.

Seit ich ich kenne,
begann das Leben.

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Karriere

Donnerstag, 10. Februar 2011 13:29

Vor einigen Jahren. Völlig unerwartet zeigte mir der Körper die rote Karte und stellte mich  vehement vom (Arbeits-) Platz. Ein Krankenhausaufenthalt folgte dem anderen. Etliche Chirurgen bedienten sich meines Körpers,  die Innenansichten mehrerer Krankenhäuser und Kliniken wurden mir immer vertrauter, bis  man mich schließlich  entließ und wegen meine traurigen, abgemagerten Gestalt,  zu einer Reha  schickte.

Im Hinblick auf das diffuse Krankheitsbild, war es wohl schwierig, die richtigen “Anwendungen” für mich zu finden. Massagen sind eigentlich nie verkehrt, aber warum gerade ich einen Kurs: “Gesund ernähren – gesund abnehmen” besuchen sollte  blieb mir ein Rätsel. Immerhin: Ich lernte, dass ein Stückchen Schwarzwälder Kirschtorte ca.85o kal hatte. Initialzündung bei mir. Noch am  gleichen Tag suchte ich in dem Städtchen ein gemütliches Cafe auf und setzte vorsätzlich das in dem Ernährungskurs erlangte Wissen um: Kännchen Kaffee und ein StückTorte. Ich genoss es – täglich. Beim dritten Besuch musste ich schon gar nicht mehr bestellen; mit einem freundlichen Lächeln wurde mir Kaffee und Kuchen gebracht.

Eines Nachmittages kam eine Gruppe junger Leute in das Cafe und nahm an meinem Tisch Platz. Einige kannte ich von der Kurklinik. Ich unterhielt mich zu diesem Zeitpunkt mit einem am Nachbartisch sitzenden Mann, bemerkte aber nach kurzer Zeit,  dass mich eine junge Frau aus dieser Gruppe ständig anschaute. Ich fühlte mich irgendwie beobachtet. Die Unterhaltung mit dem Nachbar war belanglos und dennoch schien es so, als verfolge sie intensiv dieses Gespräch. Ich wurde unsicher; überprüfte unaufällig, ob das Hemd farblich kompatibel zur Jacke war,  oder ob ich zwischenzeitlich wohl gekleckert haben könnte -nein, alles schien in Ordnung. Und dann plötzlich hob sie den Kopf, sah mich an und sagte: Mensch hast du eine geile Stimme. Meinst du mich, sagte ich, aber auch nur deshalb,weil mir sonst nichts einfiel. Ja, natürlich, du musst unbedingt zum Radio, unbedingt, verstärkte sie ihre Aussage. Und dann sprudelte sie los. Sie sei angestellt beim WDR und wisse, wovon sie rede. Kulturabteilung, Hörbuch, genau. Sie sei sich sicher,wenn ich dort anrief, fiele denen der Hörer aus der Hand. Ich selbst war  mir aber gar nicht so sicher, mehr unsicher. Wir unterhielten uns noch etwas, und ich hatte plötzlich den Eindruck als spreche ich langsamer und noch einen halben Ton tiefer.

Zuhause. Noch Wochen danach musste ich an dieses Gespräch denken; es ging mir nicht aus dem Kopf. Ich und Radio – hallo? Und plötzlich erinnerte ich mich, dass ich als Jugendlicher hin und wieder Nachrichten auf das gute grün-graue Grundig Tonbandgerät plapperte. Fügung? Nein, Quatsch. Aber man könnte doch mal, warum nicht? Rein vorsorglich suchte ich dann doch schon mal die Telefonnummer des Heimatsenders heraus. Das war ja schon recht mutig – und dabei blieb es dann zunächst auch. Ein paar Tage später bedrängte mich der Geanke, dass man es doch nur mal so zum Spaß versuchen könne. Sicher, aber was sage ich denen denn. Das muss ja doch schon Hand und Fuß haben. Also setzte ich mich hin und notierte zunächst in Stichwörtern einen Text.  Zur Seite gelegt. Warten. Nein, Stichwörter sind keine Visitenkarte. Da muss schon ein fließender Text her. Den fabrizierte ich auch. Wenn ich gut drauf bin, rufe ich da wirklich mal an, sagte ich mir, um mir selbst Mut zuzusprechen – aber ich hatte keinen. Ein paar Tage später glaubte ich, Mut zu haben und wählte immerhin schon mal die Nummer. Im Wust der Zeitungen auf meinem Tisch war jedoch der vorgefertigte  Text nicht zu finden. Siehst du,  es soll halt nicht sein! Und doch: am nächsten Tag, nächster Versuch. Wählen, Zettel in der Hand, und ich vernahm ein freundliches Hallo. Guten Tag, mein Name ist…….und ich erklärte mit betonter Sprechweise und Stimme mein Anliegen. Ausführlich. Hallo, hörte ich dann mittendrin die Stimme am anderen Ende der Leitung, niemand da, bin Putze hier. Kannst du Morgen noch  mal………..

Danke. hörte ich mich noch sagen – und ein Morgen gab es auch nicht. Beginn und Ende meiner Radio-Karriere. Wie das Leben so spielt.

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Lulu

Donnerstag, 6. Januar 2011 11:48

Sie hatten sich zufällig in Paris getroffen und verliebt. Drei
wunderbare Tage konnten sie miteinander verbringen, dann musste Lulu abreisen. Beim  Abschied versprach er ihr,  als  Geschenk ein Lied zu schreiben, um es beim nächsten Treffen nur für sie zu singen.
Woher ich das weiß? Er hat mir und auch seiner Lulu das
Lied vorgesungen, oft, mehrmals, tage-und nächtelang, immer und immer wieder: Lulu, Lulu……
*******************
Nach meiner Operation wurde ich noch fünf Tage auf der Intensivstation behandelt, bis ich “auf mein Zimmer” kam. “Wir mussten Ihnen sehr starke  Schmerz – und Betäubungsmittel geben”, erklärte mir der Arzt und aus Bemerkungen der Schwestern erfuhr ich peu a peu etwas von Transfusionen und einer  sehr schwierigen Situation. Und nun lag ich da, hilf-und bewegungslos
und mein Leben bestand aus einem Pendeln zwischen Schlafen und Grübeln. Bis ich ihn zum ersten Mal hörte… Ich konnte ihn allerdings noch nicht als “ihn” erkennen, vielmehr vernahm ich aus einem der oberen Stockwerke zunächst nur Musik – irgend jemand sang ein Lied. Wie kann man nur in einem Krankenhaus so laut Musik hören, war mein erster Gedanke. Es hörte nicht auf; ein bis zwei Stunden wurde gesungen, und niemand schien sich darum zu kümmern. Dann erkannte ich, dass es sich immer um das gleiche Lied handelte: Abschied von Lulu in Paris, und das Erfüllen eines
Versprechens. Lulu, Lulu, nur du……
Der Sänger schien keine Pause zu kennen, und es hatte für mich den Anschein, als ließe er eine CD mit Musik laufen und sang den Text immer wieder dazu mit, manchmal ohne Unterbrechung. Ich wollte das alles nicht glauben, lauschte jedoch immer wieder diesem endlos scheinenden Lied. Auf dem Flur hörte ich schließlich auch den behandelnden Arzt  sagen, es sei sein größter Fehler gewesen, den Mann mit aufzunehmen, dieser habe sich für drei Wochen eingemietet, um seine Freundin, die im Koma läge, mit Musik zu begleiten, vielleicht in der Hoffnung sie würde durch diese Melodie aufwachen.
Bis drei Uhr in der Nacht hörte ich wieder sein Lied. Vorsichtig fragte ich die Nachtschwester, ob sie denn auch die Musik höre – sie hörte keine, sah mich nur erstaunt an. Am nächsten Tag fragte ich nochmals als das Lied ganz deutlich zu hören war – auch diese Schwester hörte angeblich nichts. Da war mir klar, der Arzt hatte streng  verboten, darüber zu sprechen.
Lulu, Lulu,ohne Hemd und ohne Schuh, Lulu………
Das Lied hatte eine wunderschöne Melodie und er sang mit einem weichen und vollen Bass dazu.  Am Freitag um 11 Uhr wird er ein Konzert geben, ich sah das Plakat im Krankenhaus hängen. Klar war mir jetzt, dass er hierfür proben und üben musste. Ich ertappte mich dabei, dass ich begann das Lied zunächst mit zu brummen und dann sogar mit zu singen. Lulu, Lulu, Es entstand sogar ein Wettkampf, wer von uns beiden den Schlusston des Liedes – Luluuuuuuuu – am “tiefsten” treffen konnte. Ich habe gewonnen.
Dann kam der Freitag. Er machte irgendwo draußen auf der
Krankenhausterrasse seinen Soundcheck, dann begann er zu singen. Es waren nicht viele Zuhörer gekommen – einige standen zwischen den Bäumen, andere in den Fenstern.
Ich humpelte zum Fenster, öffnete es und konnte ihn so deutlich
hören. Leider sang er nicht das Lied, welches er doch tage und nächtelang geprobt hatte: Lulu – ich war enttäuscht.
Ein paar Stunden später war er wohl wieder auf seinem Zimmer und -endlich- Lulu in voller Länge: Lulu,Lulu, ich lieb dich immerzu, Lulu….Aber insgesamt sang er nicht mehr so oft wie vorher. Es gab Tage, da hörte ich ihn überhaupt nicht. Vielleicht ist er abgereist, oder krank, waren meine Gedanken. Nein, ich habe ihn bis zu meiner Entlassung vor ein paar Wochen nicht mehr gehört.
Geblieben sind mir die Melodie und Textfetzen und das “Erlebnis” als solches. Ich kann noch heute einige Liedzeilen singen und die Melodie auf der Gitarre dazu spielen.

Diese Geschichte habe ich genauso erlebt. Trotzdem ist sie nie passiert.

Die Mediziner erklärten mir, es handele sich hierbei durch Narkose, Medikamente oder auch durch Taumata ausgelöste “Vorstellungen”. Man bezeichnet es als Durchgangssyndrom. Dieses kann in verschiedenen Arten und Formen, mal mehr und mal weniger heftig auftreten. Es vergeht üblicherweise nach ein paar Stunden oder einem Tag. Ich lebte eine Woche mit Lulu….

Für mich war dann letztendlich doch erfreulich, dass mein Syndrom  eins der musikalischen Art war.

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Weihnachtsmarkt “geht” auch anders

Mittwoch, 15. Dezember 2010 10:20

Freitag – endlich Feierabend. Warum bin ich eigentlich immer der Letzte, der das Büro verlässt, nachdem sich die ersten Mitarbeiter bereits seit 14.00 Uhr peu a peu verabschiedet hatten? Seit Stunden ist es nun schon am Schneien und ich brauchte mit dem Auto weit über eine Stunde, bis ich zu Hause war. Endlich, Auto in die Garage,und ich öffnete mit einem zwar etwas müden aber dennoch halbwegs fröhlichen Hallo die Haustür. Hallo, kam es mir aus einem Irgendwo der Wohnung entgegen. Mantel aus, Schuhe aus, ein kühles Bier aus dem Kühlschrank und ich ließ mich in den Sessel fallen. Puh, wie gut,dass das Wochenende ansteht. Dann kam Chrissy,küsste mich zur Begrüßung und wollte mit dem Wort: Naaa? wohl wissen,wie es mir geht. Was für ein Tag sagte ich nur und trank nahm einen langen Schluck aus dem Glas. Crissy ist meine Freundin, Lebenspartnerin und wir wohnen nun schon seit mehr als sieben Jahren zusammen. Irgendwie passen wir gut zueinander, wir lieben uns und lieben das Leben. Dass Chrissy Lehrerin ist, bekomme ich hin und wieder zu spüren, da nach ihrer Ansicht so manche “Arbeit” die Note mangelhaft verdient habe – aber die “Versetzung” war noch nie gefährdet. Du, sagte sie, wollen wir heute Abend auf den Weihnachtsmarkt gehen? Wir haben doch nichts vor,und am Wochenende kommt meine Schwester. Heute Abend? Fast schon erschrocken und hilflos und um Zeit für die Antwort zu gewinnen,wiederholte ich einfach ihre Frage. Und das bei diesem Wetter, ergänzte ich noch als Hilfsargument. Chrissy verzog etwas das Gesicht und empfand meine Nichtantwort wohl als eine Absage. Du hast es mir aber versprochen, und am Sonntag ist schon der 3. Advent. Schweigen. Mein Antwortpool bestand aus einem großen Loch und viele Gedanken gingen mir in Millisekunden durch den Kopf. Stimmt, es hatte es ihr versprochen,aber das war im November und im November,da war der Weihnachtsmarkt und Weihnachten überhaupt noch ganz weit weg. Da konnte ich sozusagen ja noch gut was versprechen. Oder hatte ich da einfach nur was dahin gesagt? Eigentlich mag ich Weihnachtsmärkte überhaupt nicht und bei diesem Wetter erst recht nicht. Wenn ich ja sage, meine ich das wirklich so, oder tue ich es gegen meinen Willen? Während diese Gedanken durch meinen Kopf waberten,hörte ich mich plötzlich sagen: OK, wir gehen. Echt, wirklich, ich freu mich, sagte sie, allerdings entdeckte ich in ihren Augen doch so einen Hauch von Ungläubigkeit. Ich mach mich noch schnell fertig, rief sie und war im Bad verschwunden. Mir blieb völlig unklar, warum ich nun doch zum Weihnachtsmarkt wollte – und im Bauch spürte ich irgendwie,dass ich wirklich wollte und nicht sollte. Ich wusste auch, dass der Beriff “schnell” im Zusammenhang mit Bad und fertig machen bei Chrissy nicht die Bedeutung hat, die diesem Begriff eigentlich zustehen und so konnte ich in aller Ruhe und Gemütlichkeit mein Bier austrinken. Fertig, wir können, hörte ich sie sagen und schon waren wir im kleinen Flur,um die Schuhe anzuziehen. Ich würde an deiner Stelle und bei diesem Schnee nicht die Halbschuhe anziehen, erklärte sie mir, während wir Rücken an Rücken standen und sie ihre Stiefel über ihre Jeans zog. Recht hat sie ja, aber irgendwie fühlte ich mich doch belehrt. Ich zog die Winterschuhe an und spürte wie ihre vermeintliche Belehrung in mir immer mehr wie fürsorglich oder als ein guter Ratschlag wurde. Wie zufällig berührten wir uns beim Aufrichten und bei dem Blick in den Spiegel, stockte mir fast der Atem. Ich sah sie hinter mir: Chrissy, meine Chrissy, war sie das wirklich? Sie sah richtig süß aus, irgendwie flott, locker, fast kindhaft. Die kurze, gefütterte Winteracke machte sie irgendwie so knubbelig, so jugendlich. Ihre Wollmütze hatte sie tief in die Stirn gezogen und das verbleibende Gesicht bestand aus einem strahlenden Augenpaar, einer Nase, Wangen und einer Oberlippe. Gut schaust du aus, wirklich, sagte ich, und umarmte sie. Ein schönes Gefühl und ich bemerkte, wie ich mich nun bereits freute,mit ihr auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Ich klappte den Kragen ihrer Winterjacke herunter und küsste sie, während dessen ich ihr ins Ohr flüsterte, ob wir bei ihrem Aussehen ne Bank überfallen oder nur zum Weihnachtsmarkt gehen sollten. Puuh, prustete sie, komm lass uns gehen. Wir gingen. Der Markt war eine Viertelstunde zu Fuß von uns entfernt. Auf Seitenstraße begann Chrissy sodann einige mit Anlauf versehene Rutschübungen zu machen. Pass auf, dass du nicht hinfällst, rief ich ihr zu. Kann nichts passieren,erwiderte sie, du sagst doch selbst, ich hätte mehr Airbags als dein neues Auto. Dann ging sie neben mir und ich bemerkte,wie sie meine Hand suchte und fand. Obwohl wir beide Handschuhe trugen, war es so,als fühlte ich unmittelbar die Wärme ihrer Haut. Es war nicht viel Betrieb auf dem Weihnachtsmarkt. Wir schlenderten gemütlich von Bude zu Bude und ich stellte fest, dass, obwohl mich das Zeug eigentlich überhaupt nicht interessierte, ich doch hin und wieder einen Blick auf verschiedene Gegenstände und Preisschilder warf. Die Menschen drumherum nahm ich kaum wahr und auch die “Musik”,die mich sonst fürchterlich nervt, schien wie mit einem Schalldämpfer versehen. Ich fühlte mich wohl. Hier, hörte ich Chrissy plötzlich sagen, lass uns hier einen Glühwein trinken. Sie weiß, dass ich Glühwein nun überhaupt nicht mag, und als wolle sie mich überzeugen,sagte sie noch,der schmeckt gut hier. Ok – das tat er auch. Wir standen, prosteten uns zu und begannen über ein paar Mitbesucher zu lästern. Wir waren schlichtweg albern, lachten und ich hatte den Eindruck, der Glühweinverkäufer schaute uns mit zunehmender Zeit etwas merkwürdig an. Egal. Plötzlich zog Chrissy einen Handschuh aus und streckte ihren Arm und Zeigefinger in die Luft. Ich habe das zunächst gar nicht verstanden,bis ich bemerkte, dass sie eine Schneeflocke auf ihrer Fingerkuppe “landen” lassen wollte. Nach mehreren Versuchen gelang es ihr und sie drückte mir ganz zärtlich die zu einem Wassertropfen verwandelte Schneeflocke mitten auf die Stirn. Ich sagte nichts, oder besser, konnte nichts sagen. Chrissy, lass uns gehen. Sie hakte sich unter und wir gingen langsam und ohne viel zu sprechen nach Hause. Dort angekommen, ein wenig aufgewärmt, nahm ich sie in den Arm und sagte, danke,das war ein schöner Abend. Ja, das finde ich auch. Ach übrigens, soll ich die Winterjacke gleich anlassen…………..

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