Donnerstag, 12. November 2009 12:24
Wir Menschen, so scheint es mir, sind ständig auf der Suche. Auf der Suche nach den “großen” Dingen des Lebens: Auf der Suche nach dem Glück, auf der Suche nach Gott, der Liebe, der Sinnhaftigkeit des Denkens und des Tuns – und manche suchen sich gar selbst.
Dann gibt es noch das “mittelschwere” Suchen: Die Suche nach einer neuen Wohnung, einem neuen Teppich, oder einem neuen Auto.
Nein, all dieses Suchen meine ich nicht. Ich meine so mehr dieses alltägliche Suchen, dieses Suchen von den unendlich vielen Dingen, die uns umgeben und um uns herum liegen. Diese haben scheinbar die unangenehme Eigenschaft, just in dem Augenblick, in welchem man sie benötigt, in fast schon heimtückischer Weise, sich klammheimlich unserem Zugriff zu entziehen. Da ist die Brille, der Schlüssel, Tante Jules Brief, der Zeitungsausschnitt, den wir unbedingt aufbewahren wollten, das Schreiben der Behörde von letzter Woche, oder der Personalausweis, der Dosenöffner, und, und, und……….
In dem ganz sicheren Wissen, dass “es” dort liegt, greifen wir fast blind zu. Aber “siehe” da: “es” ist nicht da!! Einfach nicht da. Augen auf, zweiter Versuch: nicht da. Das Gehirn schaltet sich ein, ist empört, stellt aber auch Fragen: Das gibt es doch nicht, war doch bis eben da, da ist es immer, habe es eben noch gesehen, wo kann “es” denn sein? Der einsetzenden leichten Erregung folgt eine Steigerung nicht nur bis hin zur Verzweifelung, ja, manchmal bis hin zu völlig irrsinniger Aktivität.
Dies deshalb, da man “es” ja auch in diesem Moment benötigt. Und häufig kommt dazu, dass auch die Zeit drängt. Aber “es” ist einfach nicht da. Wahrscheinlich liegt “es” irgendwo rum und grinst sich eins. Die Erregung steigt, und man stellt fest, wie schnell doch fünf Minuten vorbei sein können. Ich weiß ganz genau, dass ich “es” dahin gelegt habe – sagt zumindest in Permanenz das Gehirn. Ausschalten! Reflexe: Wohl wissend, dass “es” dort nicht sein kann, wird dann halt doch der blaue Papiersack ausgeleert, Vorsichts halber der Kühlschrank auf ein kurzfristiges Asyl des Dosenöffners untersucht, und die Schublade und der Schreibtisch dreimal unter- und durchsucht. Nichts ist unmöglich. Ergebnis: Negativ.
Ja und dann – der Frust hat gerade die Spitzen der Haarspitzen erklommen – dann läuft man am Tisch, am Sessel, an der Kommode oder sonst was vorbei, ein Blick: d a ist “es” ja! Still und ruhig, einfach so. Nach der rein theoretischen Frage, die allerdings in der Regel eine Schuldzuweisung an “es” ist, wie kommt das denn dahin, macht sich doch eine große, befreiende Erleichterung breit.
Diagnose: Na,ja,
Therapie: Ruhig bleiben – “es” wird sich finden lassen, manchmal sogar kommt es einem auch entgegen.